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Pfahlwurzel eines Walnuss-KeimlingsPfahlwurzel eines Walnuss-Keimlings. Bild: © mironovm - 123rf.com

Walnussbaum und sein Wurzelsystem

Nicht nur hinsichtlich der Breite, sondern auch im Boden beanspruchen Walnussbäume ihren Platz. Sie zählen zu den Tiefwurzlern. Deshalb gedeihen sie am besten in tiefgründigem Boden, der ein starkes Wachstum der Pfahlwurzel zulässt. Sie ist ungewöhnlich stark und wächst rübenartig verdickt. Von dieser Hauptwurzel gehen die Seitenwurzeln ab, die sich wiederum teilen.

Wurzelwachstum bei Walnusssämlingen

Hat eine Walnuss erfolgreich gekeimt, entwickelt sich die Wurzel sehr zügig. Diese erste Wurzel wird zur Pfahlwurzel. Es hängt vom Boden und seiner Struktur ab, wie schnell sich das Wurzelwachstum vollzieht. Ist er humusreich und feucht, erreicht die Wurzel bald eine Länge von 50 oder gar 70 cm. In trockenen, sandigen Böden legt die Pfahlwurzel auf der Suche nach Feuchtigkeit noch mehr zu, bis zu 100 cm sind hier keine Seltenheit.

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Schon im zweiten Jahr bilden sich die ersten Seitenwurzeln, und auch die Pfahlwurzel wächst rasch weiter. Steht der Walnussbaum in einem leichten, lockeren Sandboden, erscheinen mehr seitliche Wurzeln, die faserig sind und so viel Feuchtigkeit aufnehmen. Diese ausgeprägte Tendenz der Walnuss, ein kräftiges Wurzelwerk zu bilden, übersteigt bis zum 4. Lebensjahr des Baumes das Wachstum des oberirdischen Teils. Erst danach zeigt sich der Stamm in seinem Wuchs schneller als das Wurzelwerk.

Zu diesem Zeitpunkt erkennt man an der Krone des jungen Baumes, wie sich die Wurzeln entwickeln. Bildet sich die Krone nur zögerlich aus, weist dies in den meisten Fällen auf ein kümmerliches Wurzelwerk hin. Steht für die Walnuss von vorn herein nur ein Platz zur Verfügung, an dem der Boden steinig und weniger tief ist, ist es hilfreich, das Wurzelwerk vertikal und horizontal zu beschneiden. Dieses Vorgehen regt die Entwicklung von Seitenwurzeln an. Dadurch ist der junge Walnussbaum in der Lage, aus einem größeren Einzugsbereich mehr Feuchtigkeit aufzunehmen. Auf diese Weise können die Nachteile durch nicht günstige Standortbedingungen minimiert werden.

Wurzelwachstum im Jugendstadium

Im nächsten Lebensabschnitt des Walnussbaumes verändert sich das Wurzelwachstum. Bis zu einem Alter von etwa 10 Jahren breiten sich die Seitenwurzeln stärker aus. Jetzt erhält das Wurzelwerk eine Herzform. Die Pfahlwurzel dominiert jedoch immer noch leicht und trägt so wesentlich zur typischen Form eines gezeichneten Herzens bei.

Walnussbäume sind in dieser Wachstumsphase in der Lage, das Wurzelwachstum der Umgebung anzupassen. Stehen konkurrierende Gewächse in der Nähe oder ist der Boden durch Gräser bedeckt, lenkt der Walnussbaum sein Wurzelwachstum nach unten, um dort die notwendige Feuchtigkeit aufzunehmen. Fällt in der Region auch im Sommer viel Regen, so richtet sich die Walnuss ebenfalls nach den vorherrschenden Bedingungen. Eine besonders lange Pfahlwurzel ist aufgrund des reichlichen Niederschlags hier nicht vonnöten, die Wurzeln breiten sich dafür stärker in der Horizontale aus.

Wurzeln bei jungen WalnussbäumenIm Jugendstadium nimmt das Wurzelwerk eine herzformige Form ein.
Bild: © Vladimir Ceresnak - 123rf.com

Erwachsene Walnussbäume und ihre Wurzeln

Erwachsene Walnussbäume haben sich mit ihrem Wurzelsystem an die überwiegenden Lebensbedingungen angepasst. Pfahlwurzeln und die horizontalen Oberflächenwurzeln ergänzen einander. In trockenen Böden werden die Bäume durch ihre tief reichenden Pfahlwurzeln versorgt, in eher feuchten Böden herrschen die Seitenwurzeln vor. Auch die Bodenbeschaffenheit wirkt sich auf das Wurzelwachstum aus. In tiefgründigen Böden wird eine tiefe Verwurzelung erreicht, in harten Boden mit wenig Tiefe prägen sich die Seitenwurzeln notgedrungen stärker aus.

Die Hauptwurzelmasse befindet sich dabei Untersuchungen zufolge bis 150 Zentimetern unter der Erdoberfläche, abhängig von der Bodendurchlässigkeit und dem Grundwasserstand. Lediglich einzelne Stechwurzeln wachsen tiefer, sie erreichen eine Länge von 2 bis 4 Metern. In der obersten Bodenschicht, etwa zwischen 20 und 70 Zentimetern, sind die meisten horizontalen Wurzeln zu finden, die dort Wasser und Nährstoffe ausnutzen. Für sie sind der natürliche Zerfall der organischen Substanz wie Blättern, abgestorbenen Wurzeln und anderer Pflanzenteile auf der Erde neben der Bodenwärme und der Regenfeuchtigkeit besonders wichtig. Aus diesem Grund kann man mitunter sogar Wurzeln über dem Boden sehen, insbesondere dann, wenn der Boden über nur wenig Tiefe verfügt.

Das Wurzelsystem, das ein Walnussbaum nach zehn Jahren erreicht, wird oft über fast die gesamte Lebensdauer beibehalten. Je nach Standort kann das Wurzelwerk sogar so ausgeprägt sein, dass es häufig um vielfaches über die Kronentraufe hinausragt. Deshalb ist ein großzügiger Pflanzabstand zu Gebäuden und auch zu deren Kellerwänden besonders wichtig. Er sollte nach Möglichkeit etwa 10 Meter betragen, besser jedoch bis zu 15 Metern.

Wassergaben bei Trockenheit

Auch wenn der Walnussbaum Staunässe nicht schätzt, so mag er es dennoch nicht, wenn - vor allem in seinen jungen Jahren - Wassermangel herrscht. Gelegentliche, kürzere Trockenperioden übersteht der Baum. Hält die Wasserknappheit jedoch an, empfiehlt es sich, Walnussbäume kräftig und regelmäßig zu gießen. Gegenüber wechselhaftem Wetter mit heftigen Regengüssen ist der Baum unempfindlicher. Er kommt damit gut zurecht, dass er auf zu viel Nässe mit Blattabwurf reagiert, ist allerdings nicht ausgeschlossen.

Weitere Artikel:


Literatur und Weblinks:

  1. Nussbaum. Juglans Regia L. Projekt Förderung seltener Baumarten. Professur Waldbau ETHZ, 2001
  2. Revival der Walnuss: Neues und altes Wissen zum Walnussanbau in Deutschland* | Vivian Böllersen; ISBN: 3922201954, 2017, S. 14
  3. Die Walnussgewächse: Juglandaceae* | Horst Schaarschmidt, ISBN: 3894323116, S. 29
  4. Do Walnut Tree Roots Grow Down or Out? | Jacob J. Wright | hunker.com
  5. Übersicht über den Wissensstand der waldbaulichen Literatur zur multifunktionalen Bewirtschaftung der Walnuss (Juglans regia L.) unter Einbezug von Literatur Schwarznuss (Juglans nigra L.) | Carlo Riccardo Centonze, Zürich, Juni 2000, S. 15-16
  6. Walnut Production Manual* | David D. Ramos, 1996, ISBN: 1879906279, S. 119-126